Die Besonderheiten des Langener Naturfriedhofs

Kommunale Betriebe bringen Informationstafeln an

Der Langener Friedhof kann viele Geschichten erzählen: über seine Entstehung, seine Gräber oder seine Flora und Fauna. Um die Besucher mit den Besonderheiten vertraut zu machen, haben die Kommunalen Betriebe (KBL) Informationstafeln gestaltet. Die ersten drei wurden jetzt angebracht, wie Betriebsleiter Manfred Pusdrowski informierte. Nach den Worten von Ralf Krupka, bei den KBL für die Begräbnisstätte verantwortlich, „möchten wir mit diesem Service unseren Friedhof stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken“.

Die größte Tafel – sie hängt an der Bruchsteinmauer schräg gegenüber der Trauerhalle – gibt einen Überblick über die sechs Abteilungen, stellt das Gräberfeld als Naturfriedhof vor und schildert in kurzen Worten seine Historie. Die Einweihung datiert auf das Jahr 1828. Ein Grab aus der Anfangszeit – das sogenannte Altgrab – ist erhalten. Hier wurden der Langener Großherzogliche Oberschultheiß Jacob Thon und seine Ehefrau Ottilie beerdigt, beide 1847. Jacob Thon amtierte im früheren Langener Fachwerk-Rathaus und gehörte der Groß-herzoglichen Garde an.

Ralf Krupka, Abteilungsleiter Friedhof (links), und Fehmi Kadriu, Sachge-bietsleiter, präsentieren eine der neuen Informationstafeln.
Foto: Sorger/Stadt Langen

Der heutige Friedhof mit jährlich mehr als 300 Beisetzungen ist der dritte in Langen nach dem Kirchhof in der Altstadt und dem „Friedhof vor dem Ort“ an der Ecke Friedhofstraße/Vor der Höhe. Durch seinen hohen Grünanteil, breite Heckenstreifen und viele Bäume unterscheidet er sich positiv von manch anderen Friedhöfen in Deutschland. Seit der Neugestaltung und Erweiterung in den 1970er Jahren orientiert sich seine Entwicklung konsequent an einem naturnahen Konzept. Hauptwege und Plätze sind nur dort befestigt, wo es absolut notwendig ist. Seit gut einem halben Jahr macht auf diese Philosophie das Signet „Natur Friedhof Langen“ aufmerksam.

Gleich am Beginn der rund 90.000 Quadratmeter großen Anlage liegen das Ehrenmal und der Ehrenfriedhof – mit einem separaten Eingang, wo die zweite Tafel angebracht wurde. Sie gibt darüber Auskunft, dass das Ehrenmal 1932 zur Erinnerung an die 227 Langener Kriegstoten des Ersten Weltkriegs errichtet wurde. Die Initiative ging vom Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen aus. Finanziert wurde das Denkmal aus Odenwälder Granit mit Spenden, Stiftungen, Sammlungen und einem Postkartenverkauf. Das Ehrenmal ist die zentrale Gedenkstätte für Gefallene und Verfolgte in Langen. Benachbart ist der Ehrenfriedhof mit 61 Gräbern von Opfern des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Außerdem haben hier 14 Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Ukraine, Polen, Litauen, Ungarn, Bulgarien und Frankreich ihre letzte Ruhe gefunden. Sie waren während des Zweiten Weltkriegs in Langen ums Leben gekommen.

Die dritte Infotafel erinnert an die Germania, die seit 1875 zur Erinnerung an die Kriegstoten und –verletzten der Jahre 1866 und 1870/71 vor der Stadtkirche stand. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Sockel östlich des jüdischen Friedhofs aufgestellt. Die Figur ist hingegen verschollen und existiert nur noch auf alten Fotos.

An die Germania, von der nur noch der Sockel erhalten ist, erinnert diese Informationstafel.

Pusdrowski und Krupka dankten dem Langener Heimatkundler Reinhold Werner, der die Informationen auf den Tafeln zusammengetragen hat. Weitere sind über den Jüdischen Friedhof, die botanischen Besonderheiten und die Kunst auf dem Friedhof geplant.

Auskünfte erteilt auch gerne die Friedhofsverwaltung: vor Ort und unter der Rufnummer 06103 595-485. Sie organisiert zudem in regelmäßigen Abständen Führungen.

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